Eine Königin aus Herford

von Angelika Bielefeld

Es war einmal vor 1100 Jahren, da wuchs eine bildschöne und gelehrige Schülerin in der Klosterschule in der Abtei Herford heran. Um das Jahr 900, zur Zeit der Äbtissin Mathilde I., lebte diese Schülerin und Enkelin der Äbtissin im Stift. Sie soll eine Verwandte des Herzogs Widukind gewesen sein. Mathilde war ihr Name.

Heinrich, der spätere Herzog von Sachsen hörte von ihrer anmutigen Schönheit und eilte im Jahr 909 nach Herford um sie kennen zu lernen. Er wollte unerkannt bleiben und kleidete sich als einfacher Mann. Dann sah er sie, sie trat hervor, die schneeweißen Wangen mit dem Rot der Flamme übergossen, als wären glänzende Lilien gemischt mit roten Rosen, solche Farben bot ihr Angesicht. Als Heinrich sie erblickte und die Erscheinung tief empfand, entbrannte er in einer derartigen Liebe zu ihr, dass die Verlobung keinen Aufschub erlaubte.

Mathilde 

Daraufhin zog Heinrich seine kostbarsten Kleider an und zog mit seinem Gefolge zur Abtei. Hier bat er die Äbtissin, die schöne Mathilde, die erst 14 Jahre alt war, heiraten zu dürfen, und die Großmutter gab gerne ihre Einwilligung. Schon am nächsten Tag ritten Mathilde und Heinrich in seine Heimat im Südharz, wo Hochzeit gefeiert wurde.

Wie ein Märchen klingt diese Geschichte. Im Mittelalter wurden Lebensbeschreibungen oft nur verklärt, schön, ja märchenhaft niedergeschrieben. Es ging bei dieser Hochzeit aber auch um das Vermögen, das Mathilde mit in die Ehe brachte, denn sie war ein reiches Mädchen und hatte viel Landbesitz.

Im Jahr 919 wurde Heinrich zum ersten deutschen König gekrönt und Mathilde wurde Königin. Sie bekamen fünf Kinder, drei Söhne und zwei Töchter. Ihr ältester Sohn Otto wurde zum ersten deutschen Kaiser gekrönt.

Mathilde wurde sehr alt. Sie war eine mächtige, gebildete Frau und wurde als Heilige verehrt, denn sie war sehr fromm und hat viele Klöster gegründet. Herford und ihre Heimat hat sie nie vergessen und viel Gutes für diese getan.

Auch heute treffen wir in Herford noch oft auf sie. Um sie zu ehren, wurden das Mathilden-Krankenhaus und das Königin- Mathilden-Gymnasium nach ihr benannt. In der Aula der Volkshochschule gibt es ein großes Wandgemälde, das die märchenhafte Brautwerbung Heinrichs um die wunderschöne Mathilde zeigt. Auch in der katholischen Kirche St. Johann Baptist ist ein Deckengemälde von ihr zu sehen. Wie sie wirklich aussah wissen wir heute nicht mehr.

Aber schön war sie doch!